Erweiterung und Umbau der Sparkasse Bodensee in Konstanz 1998 – 2001*- 1.Preis eines Wettbewerbes aus dem Jahre 1998 – BDA Auszeichnung 2002 – in der Büropartnerschaft grafschmidt architektinnen bda

 

Städtebauliche Situation

Die ehemalige Oberpostdirektion aus dem Jahre 1888 ist ein Kulturdenkmal, sie wurde im Stil der Neorenaissance erbaut und liegt am östlichen Rand der Konstanzer Altstadt, gegenüber von Bahnhof und See. Das historische Postgebäude erhielt in den 80 iger Jahren im Innenhof eine 3-geschossige Postlagerhalle mit technischem Anlieferungshof. Der alte Postinnenhof wirkte zugebaut durch die Schliessung der Fensteröffnungen der Flure zum Innenhof der einbündigen Büroflügel.  Es entstand ein respektloser, privater Raum.

 

Architektonischer Gedanke – Nutzung und Funktion

Innerhalb des Stadtgefüges konnte durch den Abriss der Postlagerhalle ein neugestalteter städtischer Platz mit einer Nord-Südverbindung entstehen, der zugleich als Haupterschlies-sung der Sparkasse in den Glaskubus (Kundenhalle) dient. Der 2-geschossige Glaskubus als dominierendes Raumelement mit seiner glatten, grünen Glasoberfläche, steht in bewuss-tem Kontrast zu den umgebenden roten „Platzwänden“ des historischen Backsteingebäu-des. Seine Transparenz unterstreicht die Funktion als Eingangs- und Kundenhalle.

Die Konstruktion der 2-fach gehaltenen großflächigen Glastafeln 4,70m hoch und 2,60m breit, wurde im Inneren durch senkrechte Glaslisenen und senkrechte äußere Fugen ohne Deckleisten bewusst aufgelöst. In Anlehnung an den bestehenden massiven Backsteinbau-körper und als Pendant zum Glaskubus entstand als Abgrenzung des öffentlichen Innenhofs, ein kantig verputzter Büroriegel. Im Ausdruck, an kommunikativer und einprägsamer Archi-tektur orientiert, passte sich die Farbe und Fensterordnung an den Bestand an. Die Großzü-gigkeit der Fassade wird  durch festverglaste Fensterflächen betont.

Als zusätzliches Gestaltungselement und zur Lüftung der Flurzonen dienlich,  sind farblich angepasste, raumhohe, metallene Hebeschiebeflügel in die Putzfläche eingesetzt. Die ge-dämmte Außenhaut, behandelt mit einem mineralischen Lasuranstrich, wird dem besteh-enden Backsteinfarbton angeglichen. Die funktionale Verbindung des neuen Bürotrakts er-folgt über leichte Glasstege mit Anschluss an die Erschließungszonen, der als Einspänner organisierten Seitenflügel des historischen Postgebäudes. Mit dem selben Bewusstsein wur-den die ehemals geschlossenen Fassaden in den Eckbereichen vollflächig verglast und funktional als Begegnungszonen mit verglasten Aufzügen versehen.

 

Energie- und Gebäudetechnik

Stahlbeton-Flachdecken bilden die neuen Beratungsebenen des Glaskubus der Kundenhalle und dienen gemeinsam mit den massiven Aussenwänden des Altbaus als Speichermasse. Die Lüftung und Erwärmung der größtenteils horizontal verglasten Kundenhalle erfolgt weit-gehend über eine Kühl- und Heizdecke sowie unterstützend über die natürliche Thermik von Parallelausstellfenster, die rahmenlos in die Glasfassade eingepasst wurden. Lüftungsschiebeelemente in der Fassade des 1. und 2. Obergeschosses der neugeschaf-fenen Platzwand ermöglichen ein Nachströmen von Frischluft über die Flurzonen. Holzdrehflügel in die neue Pfosten-Riegelkonstruktion integriert, dienen der nächtlichen Ent-wärmung der Büros.

Bewegliche, tageslichtlenkende Aluminiumlamellen sorgen für den Sonnenschutz und eine unterstützende Lichtführung. Verschiebbare Rollos und textile Flächenvorhänge ermöglichen blendfreies Arbeiten in den Büros. Haus- und elektrotechnische Anlagen sind von zentralen Punkten im Haus regelbar und können jederzeit entsprechend der Nutzeranforderung über ein frei programmierbares System (EIB-BUS) verändert werden.

 

Nutzflächen

Hauptnutzfläche (Büros, Halle, Schulung etc.)                                ca.  4.700 m2

Nebennutzfläche (Tresore, Kellerräume, WC’s, Parkplätze TG)     ca. 11.000 m2

Funktionsfläche (Technikräume, Trafo, Heizung etc.)                      ca.     480 m2

Verkehrsfläche (Flure, Treppenhäuser, Fahrwege etc.)                    ca. 3.700 m2

Gesamtfläche                                                                                  ca. 11.000 m2

Bruttorauminhalt                                                                                   56.400 m3

Baukosten ohne Möbel                                                                            22 Mio €